Die Verhandlung von Materialien, der Austausch zwischen zwei Farben, ein Dialog unter Formen. Was bleibt, ist die Stille am Ende einer Konversation, ein Innehalten, die gesagten Wortfetzen spürbar im Raum schwebend. Hanna Körner hat in ihren Werken einen Weg gefunden die immaterielle Abhandlung von Aktion und Reaktion in der Auseinandersetzung mit malerischen Prozessen einzufangen und durch die Überführung in eine künstlerische Komposition sichtbar zu machen.
Die reine, makellose Oberfläche des weißen Airplacs trägt die modulierbare Masse Plastilin, welche unter Einsatz der eigenen Körperwärme sowie -kraft händisch bearbeitet und aufgetragen wird. Schicht für Schicht formt die Künstlerin eine heterogene Fläche. Aus diesem figurativen Ansatz heraus entsteht eine unebene Struktur, welche den Bildträger für der*die Betrachter*in dreidimensional erfahrbar macht. Entgegen der schweren Dichte dieser organisch wirkenden Materie steht die ephemere Leichtigkeit der aufgesprühten Farbvariationen, welche spielerisch miteinander interagieren. Die Leuchtkraft der Farben unterstreicht unterdessen den rhythmischen Verlauf der Licht- und Schattenspiele auf der Oberfläche des Plastilins. Stellenweise werden vermeintliche Unebenheiten betont, bevor jene sich im nächsten Moment in einer nebelartigen Tiefe verlieren. Das Wechselspiel zwischen eindeutiger Struktur und unbestimmbarer Immaterialität wird mittels der skizzenhaft wirkenden Formen bewusst von Körner durchbrochen. Sie furcht, kratzt, gräbt, legt aufgetragene Schichten teils bis zum Grund frei. Keineswegs beliebig: Jeder Strich trifft auf ein Gegenüber, keine Linie steht für sich, Einkerbungen reagieren auf Unebenheiten des darunter liegenden Materials, freigelegte Farbigkeit begegnet grenzenlosen Farbsphären.
Der kommunikative Akt zwischen der Künstlerin und ihren Materialien, Farben und Formen ist gewiss nicht nach Fertigstellung des Werkes am Gesprächsende angekommen. Das Bild bewegt sich aufgrund der Lichtechtheit der Farben sowie der figurativen Momente des Untergrunds aktiv auf der*die Betrachter*in zu. Eine Einladung genauer hinzusehen und sich bewusst in die Erzählstränge des Bildaufbaus zu begeben. Körners Werke erhalten auf diese Weise ein Gedächtnis – speichernd, verwahrend und universell durchlebbar.

Text: Manuela Mehrwald